Fragt man zufällig Passanten, wo sie waren, als große Schlachten geschlagen wurden erhält man meistens: „333, bei Issos Keilerei? Ja… äääh... weiß ich nicht mehr…“. „Die Schlacht bei Mühldorf? 1322? Moment… Schweppermann, richtig? Sorry, vergessen!“ „Admiral Nelson gegen die Spanische Armada? Mhhh. Kann mich nicht erinnern!“ Anders schaut es aus beim epischen Aufeinandertreffen des Bezirksoberliga-Neulings TSV Weißenburg gegen den Lokal-, Kreis- und ewigen Rivalen vom TV Gunzenhausen. Jeder, darauf angesprochen, wird glücklich lächeln und sagen, Er/Sie war dabei. So ganz unwahrscheinlich ist das auch nicht, schließlich war die Landkreishalle wiedermal hervorragend gefüllt, mehr als 200 Zuschauer waren Zeuge eines historischen Ereignisses. Nun gut, ganz so weltgeschichtlich bedeutend wie die vorgenannten Ereignisse war das Spiel am Sonntagabend dann doch nicht. Aber immerhin war es das erste BOL-Heimspiel der Vereinsgeschichte und einer der wenigen deutlichen Siege gegen die Freunde aus Gunzenhausen. Mit einem klaren 36:29 (20:14) fertigte man die Mannschaft um Spielertrainer Benni Franz ab und schickte sie zurück an die Altmühl.
Dabei hatte man höchsten Respekt vor dem TVG, der den Schritt (zurück) in die BOL schon letztes Jahr geschafft hatte, als man den TSV 1860 in Hin- und Rückspiel in der Relegation hauchdünn schlagen konnte. Mit den bewährten Kräften Szmal, Albingier sowie vielen jungen schnellen Spielern wartete Einiges an Qualität auf die Jungs von Trainerin Sigi Rudat, die auf Johannes Brechtesbauer sowie Johannes Baur verzichten musste, dafür Hannes Kürpik wieder im Einsatz hatte.
Und es ging direkt mit Tempo von beiden Seiten los. Basti Rudat erzielte das 1:0 im ersten Angriff und Gunzenhausen glich postwendend aus. Ein unglaublich schnelles Spiel, das beide Teams an den Tag legten, acht Tore nach fünf Minuten legen ein deutliches Zeugnis ab. Dass der Zwischenstand in der frühen Phase 5:3 lautete, lag an vier Rudat-Toren, wovon drei souverän per Strafwurf erzielt wurden. Gunzenhausen hatte nämlich alle Mühe, die agilen und zielgesteuerten Sechziger am Abschluss zu hindern, was eigentlich nur per Foul möglich war. Das Zusammenspiel im Angriff funktionierte ausnahmslos perfekt, es wurde schnell und sauber kombiniert und vor allem, sonst das Manko des TSVs, konsequent abgeschlossen. Hinten konnten mehrere Bälle abgefangen werden, was zu einfachen Toren per Gegenstoß führte. Alex Symader im Tor und später Tobi Meierhuber machten ihre Sache mehr als zufriedenstellend und parierten einige Wurfversuche der Gäste. Die waren sichtlich genervt und versuchten es hauptsächlich mit Einzelaktionen oder über den Kreis, was nur bedingt erfolgreich war. Weißenburg blieb auf hoher Drehzahl und legte Tor um Tor nach. Abwehrexperte Lucas Schmidt mit drei Toren in Folge, Michael Butz und Tim Lukas, der, wenn auf der Platte, ein sehr gutes Spiel zeigte, ließen den Vorsprung auf 17:11 anwachsen. Zuvor war Hannes Kürpik eingewechselt worden, der mit fehlerfreien Abschlüssen aus dem Rückraum drei Tore in vier Minuten markierte. Man merkte, es wird Herbst und damit Kürbiszeit…
Tatsächlich blieb der Vorsprung bis zur Pause bestehen, in die die Sechziger mit 20:14 gingen. Die Zuschauer waren begeistert, die Gäste um Spielertrainer Franz eher weniger. Nicht nachlassen und direkt konzentriert weitermachen war das Motto für den zweiten Durchgang und keinesfalls das Spiel schon als gewonnen verbuchen.
Zwei Tore durch Krach und Wokon bedeuteten einen sehr hübsch anzuschauenden Vorsprung von 22:14, doch Gunzenhausen kam auch wieder ins Spiel. Zählbar zu verkürzen gelang den „Gunners“ jedoch nicht, ein 22:17 war die knappste Annäherung an die Sechziger in der gesamten zweiten Hälfte. Die spielten nämlich weiterhin wie aus einem Guss und auch die zweite Zeitstrafe für Daniel Wokon, der nun etwas aufpassen musste, ließ die Abwehrstärke an diesem Abend nicht schwinden. Der Höhepunkt war dann das 34:24 durch Jakob Winkler, der den Vorsprung kurzzeitig zweistellig stellte. Die Partie war da natürlich schon lange gelaufen, zu kompakt und stark präsentierten sich die Hausherren, die am Ende mit einem mehr als überzeugenden 36:29 das Kreisderby für sich entschieden und damit nach zwei Spielen in der neuen Spielklasse noch ungeschlagen sind.
Am nächsten Sonntag geht es wieder auswärts, diesmal zum Mitaufsteiger TSV Wendelstein, dem man in der Relegation vor wenigen Monaten zwei Mal unterlag. Mit der am Sonntag gezeigten Leistung ist aber auch in diesem Duell durchaus etwas drin.

Spielverlauf: 1:0, 3:1, 8:4, 12:8, 17:11, 20:14 Halbzeit – 22:14, 24:17, 28:19, 30:21, 34:24, 36:29 Ende

Strafwürfe: TSV 1860 Weißenburg 6/6; TV Gunzenhausen 5/5

Zeitstrafen: TSV 1860 Weißenburg 10 Minuten; TV Gunzenhausen 6 Minuten

Für den TSV 1860 Weißenburg spielten: Tobias Meierhuber, Alexander Symader, Simon Sulk (alle Tor); Michael Butz 1, Sebastian Rudat 8/5, Lucas Schmidt 3, Markus Hellmich 3, Benedikt Sommerer 3, Tim Lukas 1, Daniel Wokon 3, Jakob Winkler 5, Hannes Kürpik 6 und Lukas Krach 3.