Der unendlichen Geschichte, wie der Bayerische Fußball-Verband die Arbeit kleiner Vereine  kaputt macht, hat der Verbandstag am vergangenen Wochenende ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Finanziell betrachtet ist auch der BSC ein kleiner Verein, und ich habe es noch in den Ohren, als die Anstoßzeiten der Bundesliga auf Sonntagnachmittag ausgeweitet wurden. BFV-Präsident Koch führte damals an, dass die Proficlubs den BFV so großartig finanzieren, dass seine Organisation nur so die Gebühren für die kleinen Vereine niedrig halten könne. Mit der Anhebung der Passgebühren bei Vereinswechseln wurde diese Aussage nun offensichtlich kassiert! Glaubt er denn, dass unser Gedächtnis so kurz greift?

Hintergrund: Bislang kostete ein Passantrag bei den Junioren 6 Euro, bei den Herren 13 Euro. Nach kontroverser Debatte und der „Argumentationshilfe“, dass bei Ablehnung die Meldegebühren angehoben würden, stimmten die Delegierten mit knapper Mehrheit für den Antrag. Übrigens, nur der Bezirk Mittelfranken soll mehrheitlich dagegen gestimmt haben. Er sieht vor, dass Neuausstellungen künftig zwar kostenfrei sind. Doch bei Vereinswechseln sind künftig im Herrenbereich 50 Euro fällig, im Juniorenbereich 25 Euro- und das pro Spieler.

Das ist eine satte Preissteigerung von 384 Prozent im Herrenbereich. Die unsoziale Note dieser Maßnahme verstärkt sich noch im Jugendbereich mit sogar 416 Prozent Erhöhung. Liest man sich §138 des BGB mal durch, könnte man solche Erhöhungen fast als sittenwidrig betrachten. Besonders scheinheilig heißt es in der Begründung des Antrags: Damit sollen kleine Vereine vor dem ständigen Spielerwechseln geschützt werden! Dabei wird verkannt, dass auch kleine Vereine in der A- Klasse die gleiche Pauschale für einen neuen Spieler bezahlen müssen, wie ein Bayernligist mit einem großen Etat.

Ein Beispiel: Der SV Seligenporten kriegt 10 Spieler. Hierfür müssten die Klosterer 500 Euro an Passgebühren entrichten. Gemessen an dem Geld, dass die Klosterer ihren Spielern vermutlich sonst so nachschmeißen, ein marginaler Nebenposten. Jeder der sich in der Jugendarbeit ein bischen auskennt, wird bestätigen, dass die Fluktuation mit Höhe der Spielklasse zunimmt. Spieler kommen zum Verein, entwickeln sich weiter, und gehen zu größeren Clubs nach Nürnberg oder Fürth. Der Kader füllt sich durch neue Talente wieder auf, ohne die kein Aufstieg- weder in der BOL, noch in der Landesliga wahrgenommen werden könnte. Kommen 10 Jugendspieler zum BSC, wären das 250 Euro, und damit ein ungleich höherer Etatposten am Gesamtvolumen. Man wird vom Verband letztendlich also dafür bestraft, wenn man erfolgreiche Jugendarbeit macht. Dass damit der Gedanke der Talentförderung ausgehöhlt wird, ist auch jedem klar, denn wie sonst sollten talentierte Fußballer heimatnah und höherklassig spielen können?  Und oft gehts ja darum, sich mal zu beweisen. und manchmal reicht es auch nicht, dann will man wieder zu seinem alten Verein zurück. Und dann kassiert man gleich noch mal ab?

Mich würde jetzt auch nicht wundern, wenn der Verband die Wettbewerbsverzerrung zu Gunsten der BFV- Nachwuchsleistungszentren perfekt machen würde. Er könnte diesen "auserwählten" Vereinen die Gebühr erlassen! Ein Verein wie der BSC stört doch nur in den Leistungsklassen.

Wer nun meint, die Kosten im Jugendbereich kämen irgendwann durch Ausbildungsvergütungen wieder in die Kasse, sieht sich getäuscht. Denn die Statuten des BFV lassen es zu, dass man als kleiner Verein relativ leicht um den Lohn seiner Mühen gebracht werden kann. Da kommen die Heuschrecken aus der Bayernliga, holen die Spieler weg, und wollen dafür bitteschön wohl auch noch gar keinen Beitrag leisten. Mit dem Vertragsamateurstatut gibt man ihnen eine Basis dafür. Und wenn man als abgebender Verein seine Kosten ins Feld führt, hetzt man den Spieler auch noch gegen ihn auf. Würde es dem BFV wirklich um den Schutz der kleinen Vereine gehen, würde er dies verhindern. Würde er zum Beispiel dafür sorgen, dass Bayernligavereine einen bestimmten Anteil am Gesamtetat für die eigene Jugendarbeit einsetzen müssen, oder nach einer Schonfrist zumindest ein Jugendteam auf BOL- Niveau haben. Die Jugendarbeit so mancher Vereine auf Verbandsebene im Herrenbereich ist gelinde gesagt beschämend.

Ob Jugendarbeit im Fußball also in Zukunft noch lohnt, ob sie noch finanzierbar ist, diese Frage stellt sich deshalb für einen Verein wie den BSC. Er kann sich ja gegen die ständigen Strukturänderungen wie Abschaffung der Jugendbezirksligen, vom Verband finanzierte Wettbewerbsverzerrung dank Nachwuchsleistungszentren, sowie derartige Strafgebühren kaum wehren, und wird mit den großen Vereinen nie mithalten können. Ob der Verband noch ein Interessenvertreter kleiner Vereine ist, oder ob er zum Kartell der Kräfte gehört, die Große größer macht, und Kleine klein hält, soll jeder selbst beurteilen. Wenn keiner mehr Bock auf Jugendarbeit hat, geht der Fußball aber bald vor die Hunde.