Der noch 39 jährige Thomas Foth wird neuer Trainer der Herrenmannschaft beim unserem TSV 1860. Am vergangenen Wochenende hat man sich mit dem neuen Coach (der am 18.12. seinen 40. Geburtstag feiert) erstmals getroffen und war sich ganz schnell einig. Bei der Hallenkreismeisterschaft am 05.01.2011 wird „Happy Foth“ erstmals auf der Bank sitzen. Dort wird übrigens auch vornehmlich sein Platz sein. Er ist in erster Linie Trainer, wird seinen Pass aber mitbringen. Der in Hagenbüchach (Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim) wohnende Foth hat nach wie vor Achillessehnen-Probleme. Die letzte Spielertrainerstation hieß TSV Röttenbach, wo er im Sommer über die Relegation noch in die Bezirksliga/Nord aufgestiegen ist, dann aber von Enzo Penna abgelöst wurde. Zuvor machte sich Thomas Foth, gleichzeitig Trainer am DFB-Stützpunkt in Emskirchen, auf vielen Stationen als Torgarant einen Namen, speziell am damaligen Aufstieg der SpVgg Uehlfeld bis in die Landesliga war er beteiligt. Thomas Foth übernimmt in WeißenburgThomas Foth übernimmt in Weißenburg Foto: Böhner schließen

Von: Michael Memmel, inFranken.de

Sportler der Woche 186 Treffer hat Thomas Foth allein für die SpVgg Uehlfeld erzielt. Als Spielertrainer führte der 39-jährige Stürmer den TSV Röttenbach nun via Relegation in die Bezirksliga. Dass er jetzt gehen muss, enttäuscht ihn. Thomas Foth zählt zu den besten Torjägern der letzten 20 Jahre in der Region. Für die SpVgg Uehlfeld hat er in zwei Spielzeiten je 40 Tore erzielt, wurde Torschützenkönig in der Bezirksoberliga. In dieser Saison war er ein entscheidender Faktor beim Röttenbacher Bezirksliga-Aufstieg. Auch mit 39 Lenzen auf dem Buckel hat der kräftige Stürmer nichts verlernt. Beispiele gefällig. Gerne.


Verteidiger läuft ins Leere

Donnerstag, 3. Juni, erstes Relegationsspiel gegen den SC Großschwarzenlohe in Baiersdorf, 101. Min.: Ein langer Ball fliegt Richtung Strafraum, Foth stoppt ihn mit der Brust, ein paar Gegner schreien: "Hand". Bei der Annahme springt ihm der Ball etwas weg, er sprintet hinterher, da rauscht auch schon ein Abwehrspieler heran. Foth zieht auf - und lässt den Verteidiger ins Leere laufen. Dann dreht er sich, schaut auf und schlenzt den Ball ruhig am Torwart vorbei ins lange Eck - 1:0. An der Seitenlinie schüttelt SCG-Trainer Frank Ulbricht den Kopf, sagt nur: "Ein 40-Jähriger." Nebenan sinniert ein Zuschauer: "Aus dem Foth hätte echt ein Großer werden können."

An Angeboten aus höheren Klassen mangelte es nie. Kaum ein Verein, der nicht mal angeklopft hätte: Vestenbergsgreuth, Regensburg, Feucht, Ansbach, der 1. FC Nürnberg, sogar Leipzig. "Das Zeug, Profi zu werden, hatte ich", sagt Foth. Den Schritt gewagt hat er nie. Warum? Fehlender Wille, Angst vor Versagen, Rücksicht auf die Familie - von allem ein bisschen. "Ich selber bin schuld", gesteht er und bereut nichts, "weil ich vier gesunde Kinder habe und eine Frau, die ich liebe."


Ein Jahr in der Bayernliga

Bereits mit 17, 18 Jahren stürmte der Bayern- und Fürth-Fan für seinen Heimatverein ASV Zirndorf in der Landesliga und machte "zehn Kisten". Bald war er als "Happy" auf den Fußballplätzen bekannt. Schon kurz nach der Geburt gab ihm seine Mutter diesen Spitznamen, da er ständig lachte. Nach dem Selbstmord seines Bruder suchte Foth etwas Abstand zu seinem Heimatort und fand später durch seine Frau Sabine im Raum Neustadt ein neues Zuhause. Damit begann seine Odyssee als Fußballer, die ihn nur einmal in die Bayernliga führte. Das Jahr bei der SpVgg Jahn Forchheim unter Alois Reinhardt und Norbert Hofmann war nicht gerade sein glücklichstes, da er entweder auf der Bank saß oder im rechte Mittelfeld spielen sollte, was ihm nicht lag. "Aber es war lehrreich und ich habe ein paar Tore gemacht."

Als schönste Zeit bezeichnet er seine sechs Jahre mit Unterbrechung in Uehlfeld: "Wir hatten eine super Kameradschaft und auch Erfolg." Die 186 Tore, die er für die SpVgg in Pflichtspielen erzielte, verblassen noch hinter den Menschen, mit den er damals zusammenarbeitete: die "treue Seele" Herbert Hubert ("der Beste von allen") und "mein mit Abstand bester Trainer" Werner Pfeuffer. Dieser habe es verstanden, Leistung einzufordern und gleichzeitig auf die Spieler einzugehen. Von Pfeuffer, heute Coach des TSV 2000 Rothenburg, hat er sich auch Tipps für das Spiel gegen Großschwarzenlohe geholt.


Der Torwart hat keine Chance

17 Minuten später: Gerade ist Stefano Kilger gefoult worden. Foth schnappt sich den Ball und legt ihn auf den Elfmeterpunkt. Er läuft an und verlädt den SCG-Schlussmann mit einem harten, präzisen Schuss. Der Torjäger erklärt: "Wichtig ist, geradlinig zum Ball anzulaufen, um nichts zu verraten. Und dann nach vorne schauen und beobachten, was der Torwart macht."

Für Neustadt hat er einst in einer Partie gegen den ASV Cham vier Elfmeter ohne Fehlschuss verwandelt, wobei er einen wiederholen musste. Seine Beidfüßigkeit, die er sich in jungen Jahren auf dem Bolzplatz "bis in die Nacht" angeeignet hat, kommt ihm hier zu Gute. Die beiden Tore zum 2:0-Sieg nach Verlängerung über Großscharzenlohe waren für Foth eine besondere Genugtuung. Nicht weil er sich etwas beweisen wollte, sondern weil er darunter litt, dass er verletzungsbedingt seinem Team so wenig hatte helfen können. Die Misere begann bereits vor vielen Jahren in Bruck. In seinem ersten Punktspiel für den FSV, damals in der Bezirksoberliga, schmerzte in der Pause sein rechter Fuß. Er biss auf die Zähne, schoss ein Tor und musste wenig später ausgewechselt werden. Die Achillessehne war angerissen und setzte ihn bis kurz vor der Winterpause außer Gefecht. Er wechselte nach Gutenstetten und zog sich dort im ersten Training einen Knorpelschaden im Knie zu. Die Ärzte rieten zum Aufhören, aber das kam für ihn nicht in Frage. Sechs Wochen später lief er in Hagenbüchach wieder einsame Trainingsrunden, aß wie verrückt Ananas und Reis, um seinen Körper zu entwässern. Willenstärke wie Lothar Matthäus bewies er und erzielte letztlich noch 21 Tore in diesem Jahr. Trotzdem stieg er mit dem SVG ab. Mit 75 Treffern in den nächsten beiden Jahren schoss er das Team allerdings dann in die Bezirksoberliga.


Ein verhängnisvolles Training

Seine Achillessehne hatte sich beruhigt, bis er vom Kreisklassen-Absteiger SV Brunn ("ein Verein aus einem Nachbarort") nach Röttenbach wechselte. Just im ersten Training erwischte ihn Alexander Riedl. Seitdem ist seine rechte Achillessehne geschwollen und doppelt so dick wie die linke. "Ich konnte nicht so häufig spielen, habe bis zur Relegation nur elf Tore gemacht, das war natürlich bitter für den Verein." Beim Laufen fühlt er sich, als würde ein Messer in seinen Fuß stechen. Deshalb zieht er jetzt einen Schlussstrich: Nicht mehr spielen, nur noch trainieren.

Sonntag, 6. Juni, zweites Relegationsspiel gegen den SC GA Auerbach in Hersbruck, erste Halbzeit: Foth bewegt sich aufgeregt in der Coaching-Zone, ruft ständig Anweisungen auf den Platz. Gerade den jungen Leuten gibt er Tipps, wie sie sich verhalten sollen, lobt sie stets für gelungene Aktionen. Bald fallen die ersten Tore für Röttenbach, doch Foth wird kaum ruhiger. Da ist jemand mit Leib und Seele dabei.

Es spricht für den Charakter von Thomas Foth, der manchen - vielleicht auch wegen seiner beeindruckenden Statur (1,89 m und in besten Jahren 83 kg) - früher als arrogant erschien, dass sein Herz dem TSV bis zum letzten Spiel treu blieb. Denn bereits vor zwei Monaten stand fest, dass er den Verein wieder verlassen wird. Nicht ganz freiwillig allerdings: Er hätte gerne nur als Trainer weitergemacht, aber der TSV habe unbedingt einen Spielertrainer gewollt. Das konnte er verstehen. Nicht nachvollziehen kann er, dass sein Nachfolger nun Enzo Penna wird - ein reiner Coach. "Ich bin schon enttäuscht", gesteht Foth. Als er vor einem Jahr nach dem Abstieg aus der Bezirksliga nach Röttenbach kam, habe er nichts gehabt und sollte den Neuaufbau einleiten.


Zum vierten Mal in Folge in der Relegation

Durch seine Verbindungen gelang es, Leistungsträger wie Sven Berthold, Ex-Profi Robert Kovacic oder Top-Torwart Valentin Agachi an Land zu ziehen. Kombiniert mit einigen jungen Spielern aus Röttenbach formte er daraus eine Mannschaft, die Vizemeister der Kreisliga 1 ER/PEG wurde. "Das war harte Arbeit. Ich war meist schon 45 Minuten vor dem Training da, um alles vorzubereiten, was ich mir unter dem Tag ausgedacht habe", erzählt Foth. Nach einem kleinen Durchhänger nach der Winterpause mit 13 Gegentoren in drei Spielen, sei die Mannschaft in den letzten fünf bis zehn Partien richtig zusammengewachsen. In seinem vierten Jahr als Spielertrainer musste er zum vierten Mal in die Relegation ("das ist besser, als um die goldene Ananas zu spielen") und setzte sich zum zweiten Mal durch. Gerne hätte er mit der Mannschaft weitergearbeitet und seinen Weg mit jungen Spielern weiterverfolgt, ohne "mordsmäßig Spieler zu holen". Dass er das nicht darf, tut weh.

61. Min.: Foth, vor drei Minuten eingewechselt, erhält den Ball kurz nach der Mittellinie und hat nur zwei Abwehrspieler und den Torwart vor sich. Er startet durch, schüttelt die Verteidiger ab und umkurvt den Keeper. Der verkürzt geschickt den Winkel, und Foth fehlt jetzt das Tempo. Also wartet er, bis der Torwart zu Boden geht, doch da sind die Verteidiger zur Stelle. Neben dem Fünfmeterraum steht Foth mit dem Rücken zum Tor und hält den Ball - die Chance scheint vertan. Foth blickt sich um, sieht Kovacic in den Strafraum laufen. Eine Drehung, eine Täuschung, ein Pass - und Kovacic vollendet mit der Hacke zum 0:4.


Künftig auf der Trainerbank

Auch wenn er beim finalen 5:0-Erfolg nicht selbst traf - eher ungewöhnlich für den egoistischen Stürmer - zeigt diese Szene, was Foth auch mit 15 kg über Idealgewicht auszeichnet. Ein energischer Antritt, körperliches Durchsetzungsvermögen auch gegen zwei Gegner, technische Gewandtheit trotz seiner Größe, eine unwahrscheinliche Übersicht und Abgeklärtheit vor dem Tor. Foth war nie ein reiner Strafraumstürmer, sondern kam mit Anlauf und konnte auch dribbeln. Und kopfballstark war er natürlich. Diese Fähigkeiten werden nun nicht mehr zu bestaunen sein. Der fränkischen Fußballgemeinde wird der 39-Jährige, der auch am DFB-Stützpunkt in Emskirchen trainiert, aber erhalten bleiben: als mitfiebernder Coach am Spielfeldrand. Einen neuen Verein hat er noch nicht, aber es wäre doch gelacht, wenn sich da keiner im Erlanger Raum finden ließe, der mit "Happy" glücklich werden möchte.

Zur Person

Geburtsdatum 18. Dezember 1970
Geburtsort Zirndorf
Familienstand verheiratet (vier Kinder: Niko/20 Jahre, Mario/14, Franziska/12, Jessica/4 Monate)
Wohnort Hagenbüchach
Beruf Chemiearbeiter, gelernter Maler
Hobbys Fußball, Familie (früher auch Tennis, Tischtennis, Handball, Badminton)
Spitzname Happy
Vorbild Lothar Matthäus
Verein TSV Röttenbach (früher als Spieler: ASV Zirndorf, TSV Burgfarnbach, TSV Neustadt/A., SpVgg Uehlfeld, SpVgg Jahn Forchheim, SC Eltersdorf, FSV Erlangen-Bruck, SV Gutenstetten; als Spielertrainer: TSV Scheinfeld, SV Brunn)
Schönster Erfolg Dreimal gegen die Profis des 1. FC Nürnberg gespielt und dreimal ein Tor erzielt (Pokalspiel mit Neustadt, Freundschaftsspiele mit der Erlanger Stadtauswahl und der SpVgg Uehlfeld)
Schlimmste Niederlage Der Achillessehnenanriss im ersten Spiel für den FSV Erlangen-Bruck