Der Fußballverband will die strenge Regelung beim Auswechseln von Spielern auflockern. Ähnlich wie bei den Theken- und Hobby-Kickern soll bei den Amateuren ein Rückwechseln möglich werden. Das eröffnet viele neue taktische Varianten in 90 Minuten. Beschlussreif ist die Sache noch nicht, aber das Vorbild aus dem Hobby-Bereich sieht so aus: Wenn einem Spieler die Puste ausgeht, lässt er sich auswechseln. Hat er durchgeschnauft, kommt er zurück auf den Platz und spielt weiter. Wenn's sein muss, wird sogar im Block durchgewechselt, ähnlich wie in der Halle. Jeder spielt solange, wie es ihm seine Kondition erlaubt.

 

Im organisierten Fußball ist das anders. Da gibt der Weltverband FIFA die Regeln vor und eine besagt: Eine Mannschaft darf in 90 Minuten nur drei Mal auswechseln. Da muss sich jeder Trainer genau überlegen, wen er und wann er tauscht. Wichtig ist auch, dass keine angeschlagenen Spieler mitwirken, denn sonst müsste vielleicht schon früh der erste von drei Wechseln erfolgen.
Doch jetzt öffnet sich der Verband für die Variante der Freizeit-Kicker, zumindest für eine gemäßigte. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stellt es jetzt seinen Landesverbänden frei, im Amateurbereich den Rückwechsel von Spielern zu ermöglichen. Der Bayerischen Fußball-Verband (BFV) will diese Möglichkeit zunächst einmal prüfen, bevor er sie einführt. Jürgen Faltenbacher aus Waldsassen, oberster Spielleiter des BFV, argumentiert so: «Unser aller Interesse ist es, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Fußball war vor 30, 40 Jahren die unumstrittene Nummer 1 im Freizeitbereich. Diese Zeiten sind vorbei. Vor allem im ländlichen Bereich spürt man das.»
Daher nimmt Faltenbacher den vom DFB gespielten Ball auf: «Wenn nur ein oder zwei Auswechselspieler auf der Bank sitzen, ist es eben ein Vorteil, wenn man Spieler zurückwechseln darf.» So, wie es im Jugendbereich seit vielen Jahren gang und gäbe ist.
Beschlossen ist die Sache allerdings noch lange nicht. Der oberste Ligenchef spricht von «Zukunftsmusik». Im Hintergrund bereitet der Verbandsspielleiter dieses Thema jedoch vor. Die Vorschläge dazu sollen zu Papier gebracht werden und müssen dann vom Vorstand des BFV abgesegnet werden. Erst dann können die Vereine bei den Kreistagen 2010 darüber entscheiden. Sollte sich da eine Mehrheit finden, dann müssen noch die Bezirkstage zustimmen. Abschließend muss beim Verbandstag im Juli 2010 ein Grundsatzbeschluss gefasst werden. Frühestens ab der Saison 2011/12 könnte das Rückwechseln dann in die Praxis umgesetzt werden.
Zur Frage, in welchen Ligen dieser Vorschlag umgesetzt werden kann, sagt Faltenbacher: «Meine persönliche Meinung ist, dass man den fliegenden Wechsel nicht in unseren Leistungsklassen einführen sollte.» Soll heißen: Maximal von der C-Klasse bis zur Kreisliga sollte das Rückwechseln erlaubt sein. «Alles, was über der Kreisliga liegt, ein Nein.»

Es gibt sicher Fußballer, denen sich bei diesem Gedanken die Nackenhaare sträuben. «Aber ich sehe es als unsere Pflicht an, den vom DFB zugespielten Ball aufzunehmen», sagt Faltenbacher.
Ob die Vereine das auch so beurteilen, ist derzeit nicht abzusehen. Erfahrungsgemäß ist es schwer, grundlegende Änderungen im Fußball umzusetzen. Die Abschaffung oder Modifizierung der Abseitsregel oder sogar das Einführen des Balles mit Chip sind Dinge, über die seit Jahren nachgedacht wird. Ob das für die Wechselregelung auch gilt, wird sich im nächsten Jahr zeigen, wenn die Vorschläge des BFV auf dem Tisch liegen.