In der Fußball-Bezirksliga Süd ist der TSV 1860 Weißenburg auf dem besten Weg zur Meisterschaft. Dennoch, so warnt Trainer Vierke, dürfe man sich „nicht viel erlauben“. Wann es weitergeht, ist offen. Sicher ist dagegen der weitgehende Ausfall der Hallensaison, was den Verein besonders schmerzt. Klar, rein von den sportlichen Ergebnissen hätte es nicht besser laufen können für den TSV 1860 Weißenburg im Jahr 2020. Nach dem Re-Start baute das Team von Trainer Markus Vierke seine Führung in der Fußball-Bezirksliga Süd mit fünf Siegen und 17:2 Toren in fünf Partien deutlich aus. Sieben Spiele der Saison 2019/2021 sind im Frühjahr noch zu absolvieren, sieben Punkte Vorsprung beträgt das Polster für diesen Endspurt. „Wir haben uns schon eine wahnsinnig gute Ausgangsposition verschafft“, sagt denn auch der Coach und ist „megaglücklich“ über den Vorsprung. Die Aktien für das große Ziel – Meisterschaft und Landesliga-Aufstieg – stehen laut Vierke „nicht schlecht“. Andererseits besteht für ihn aber keinerlei Anlass in der Restsaison „die Füße hochzulegen“. Trotz sieben Zählern Vorsprung dürfe man sich „nicht viel erlauben“. Wie alle anderen Vereine der Region so tut sich auch der TSV 1860 schwer mit den Planungen für eine Spielzeit, deren weiterer Verlauf entscheidend von der Corona-Entwicklung abhängig ist. Für den November haben die Weißenburger auf jeden Fall mal eine komplette Pause eingelegt. Dann will man die neuen Vorgaben für den Dezember abwarten. Falls Mannschaftstraining länger verboten bleibt, wird der TSV 1860 versuchen, sich wie schon im Frühjahr wieder mit Läufen und Videotraining zurückzutasten, und hofft, dass dann ab Ende Januar eine Vorbereitung in gewohnter Form möglich ist.


Hallen-Ausfall trifft den TSV hart
Die offiziellen Hallenmeisterschaften des Verbandes sind ja bereits ebenso abgesagt wie alle Privatturniere der TSV-Fußball-Abteilung. Die Weißenburger hätten aber, so ihr Trainer, großes Interesse an einzelnen Fußballvergleichen unterm Dach und haben sich für die Futsalliga gemeldet – angesichts der Infektionszahlen ist „in diesem Wettbewerb derzeit aber nichts konkret“, so Markus Vierke. Dass die Hallensaison weitgehend ausfällt, trifft den TSV 1860 hart. „Das ist natürlich bitter für den Verein und bedeutet einen Einschnitt“, sagt Vierke. „Wir haben keine großen finanziellen Möglichkeiten. Mit der Halle konnten wir einiges auffangen.“ Auch aus sportlicher Sicht findet es der Coach sehr schade, wenn Stadtmeisterschaft und Co. in diesem Winter fehlen. „Das waren oft besondere Spiele. Da geht nun auch vielen Zuschauern etwas ab.“ Die Weißenburger haben in den vergangenen Jahren, so Vierke, auf dem Hallenparkett „gute Erfolge“ gefeiert. „Wir haben taktisch und spielerisch vieles von innen nach außen mitgenommen. Das hat uns immer Schwung und Selbstvertrauen für die weitere Saison gegeben.“
Auch Abteilungsleiter und Hallenorganisator Roland Mayer macht keinen Hehl daraus, „dass die Hallenturniere in den vergangenen Jahren eine der Haupteinnahmequellen für unsere Sparte waren“. Egal ob Stadtmeisterschaft, Turniere der Kreismeisterschaften (Herren und Jugend) oder auch Wüstenrot-Cup: All diese Veranstaltungen werden sportlich und finanziell fehlen. Wie lässt sich das Ganze kompensieren? „Gute Frage“, findet Roland Mayer. Darüber werde man sich in der Abteilung, die er zusammen mit Jonas Herter anführt, noch intensiv unterhalten müssen. Sehr dankbar sind Herter und Mayer den Trainern, die schon beim ersten Lockdown im Frühjahr/Sommer auf ihre Übungsleiterpauschalen verzichtet und dadurch den Verein entlastet haben. Wie es nun beim zweiten Lockdown läuft, wird man in nächster Zeit klären – noch ist ja nicht einmal klar, wie lange die Beschränkungen diesmal gelten. Für das neue Jahr plant der TSV 1860 ganz klassisch. Die Halle dürfte zwar flachfallen, doch wenn das Wetter mitspielt, soll Ende Januar/Anfang Februar mit der Vorbereitung begonnen werden. Für die erste und zweite Herrenmannschaft und auch für die U19 sind vorsorglich bereits die ersten Testspiele vereinbart worden. Ob der geplante Ligapokal im März durchgeführt werden kann, ist derzeit offen. Der nächste Punktspiel-Re-Start der verlängerten Corona-Saison soll für die Weißenburger am 11. April 2021 gegen den TV Hilpoltstein sein – just gegen den Aufsteiger hat der TSV 1860 letztmals ein Bezirksliga-Spiel verloren. Am 29. September 2019 war das. Lange her!


Was bis zum Wiedersehen passiert, werden die kommenden Wochen und Monaten eines für die Fußballer langen Winters zeigen. Nach der ersten Corona-Pause hat der TSV 1860 alle Schritte mitgemacht – vom Training in Kleingruppen ohne Zweikämpfe bis hin zur Rückkehr in den normalen Trainings- und Spielbetrieb. Markus Vierke kann sich noch gut an das Training in Vierer- und Fünfergruppen erinnern: „Das war damals für mich und Michael Seitz als Trainer wahnsinnig aufwendig.“
Auf Dauer gehe das nicht, dennoch werden die TSV-Sechziger wohl erneut alle Schritte mitgehen, die bei der Rückkehr zum geregelten Spielbetrieb erlaubt werden. Der Erfolg gab den Weißenburgern nach dem ReStart recht, auch wenn insgesamt rund 17 Wochen Vorbereitung unter vielen Auflagen natürlich nicht zur Regel werden sollen und die erneute Corona-Zwangspause gerade im Jugendbereich die Gefahr birgt, „dass wir Kinder und Jugendliche verlieren“, wie Vierke befürchtet. Speziell beim Nachwuchs sei die aktuelle Situation schwierig, zumal auch der Schulsport eingeschränkt ist. „Kinder und Jugendliche haben kaum noch Möglichkeiten, was zu machen und sich zu bewegen“, klagt Vierke, von Beruf Mittelschullehrer.
Meister durch Quotient?
Doch zurück zur Bezirksliga Süd: Im Frühjahr 2020 schwebte schon einmal das Szenario eines Saisonabbruchs über dem bayerischen Fußball. Was, wenn Corona und Politik im Frühjahr 2021 keine Rückkehr auf die Plätze zulassen? Dann würde es wohl zum Saisonabbruch kommen. „Normalerweise greift in diesem Fall die Quotientenregelung“, sagt Bezirksspielleiter Thomas Jäger, „denn wir haben die entsprechende Anzahl an Spielen erreicht.“ Für den TSV 1860 Weißenburg würde das nach jetzigem Stand die Meisterschaft in der Bezirksliga bedeuten, wie Jäger bestätigt.
Teilt man die Anzahl der Punkte durch die Spiele, dann würde Weißenburg vorne liegen. Bemerkenswert: Der TSV 1860 führt auch die Fairnesstabelle an. Nur neun Gelbe Karten stehen bislang zu Buche. Gelb-Rot oder gar Rot? Fehlanzeige! Zweiter in der Fairnessskala ist – genauso wie in der Punkte-Rangliste – der FC Wendelstein. Die Aussicht auf den Titel via Quotientenregelung gefällt Markus Vierke und seinem Team aber weniger gut. Die TSVler wollen vielmehr nach fast 30 Jahren lieber auf sportlichem Weg die Rückkehr in die Landesliga schaffen.