Wie schon in vielen Jahren zuvor haben wir Turner auch heuer wieder den "Ruf" der von uns geliebten Berge vernommen. Dieser neuerlichen Einladung konnten und wollten wir uns natürlich nicht verschließen, und so geschah es, dass wir uns in den Julitagen (8.-10.7.16), ausgerüstet mit vollem Rucksack und den schweren Bergstiefeln, mit der Bahn auf den Weg nach Lenggries machten. Lenggries ist eine kleine Stadt, 60 Km von München entfernt und liegt im bay. Oberland. Vom Ausgangspunkt am Parkplatz der dortigen Seilbahn folgten wir dem ausgeschilderten Wirtschafts- und Almweg, der in steilen Kehren, teilweise durch Wald, aber auch über freies Gelände, zunächst zur Reiseralm und zu Garland mit der blauen Gumpe führt, mit welchen Örtlichkeiten wir aber nichts zu tun hatten. Unser Ziel war das Brauneck-Gipfelhaus, 1540 m, das uns von Freitag bis Sonntag beherbergte. Der Anstieg dauerte 3,5 Stunden, und wegen des steilen Wegverlaufes wurde unsere Kondition und Ausdauer ziemlich gefordert. Das Brauneck bildet das nördliche Bollwerk der Bayerischen Voralpen im Chiemgauer Isarwinkel. In diesen Voralpen ist die 1801 m hohe Benediktenwand eine der beeindruckensten Felsgestalten und sehr beliebt bei Bergwanderern. Dieses Brauneck-Schutzhaus des DAV wird souverän von der Christine Steigner-Wiesner mit ihrem Team geführt, so dass für uns keine Wünsche offen blieben. Wir schliefen in gepflegten 4-Bettzimmern, das Frühstücks-Büfett war reichlich ausgestattet, das Abendessen sehr schmackhaft zubereitet, die Getränke und der rote Rebsaft von bester Güte, und auch das Spiel mit den bunten Karten lief uns an den Abenden bei prächtiger Stimmung gut von der Hand. Kurzum: wir fühlten uns sauwohl und gut umsorgt, einfach wie zu Hause. Erstaunlich war für uns, dass es hier keine Schlafsack-Verordnung gab und von einer Hüttenruhe in den vorgerückten Abendstunden hält dort auch niemand etwas. Die Tage nutzten wir durch Touren in die Umgebung.

Dabei nahmen sich unsere zwei formstärksten Kletterer die Ersteigung der Bene-Wand in einem siebenstündigen Marathon vor, der ihnen alles abverlangte. Der Rest unserer "Seilschaft“ begab sich auf einen Panorama-Rundweg, wobei die herrliche Aussicht auf die umliegenden Gipfel und Bergzacken und der Blick auf die wunderschöne Alpenflora genossen werden konnten. Die Rast legten wir unterwegs in der multifunktionalen Einkehrstation "Stiealm" ein, wo es sich im Sonnenschein gut sitzen ließ und ein reichhaltiges Getränke- und Speisen-Angebot den Besucher geradezu verwöhnt. Zurück in unserer Unterkunft machten wir es uns auf dem Freisitz des Hauses im prallen Sonnenschein bequem.

Dabei konnten wir zu unserem Vergnügen den Start unzähliger Drachenflieger und Gleitschirmpiloten beobachten, die von einer in der Nähe des Hauses befindlichen Rampe loslegten. Wie Schmetterlinge schwebten sie von der Thermik getragen lautlos ins Tal. Da sich die Ikarus-Jünger mit einem Flug nicht zufrieden gaben, setzte sich das farbenfrohe bunte Treiben über viele Stunden fort. Zum Abschied am Sonntag leisteten wir uns, statt wieder den steilen Fußweg bergab zu nehmen, eine Gondelfahrt ins Tal. Von Lenggries über München kehrten wir schließlich wohlbehalten in die Heimat zurück. In der Erinnerung bleibt uns eine Bergfahrt zum Brauneck, deren Wiederholung sicher nur eine Frage der Zeit ist. Bergsteigen ist mehr als eine Angelegenheit einzelner Kletterer, Wanderer und der einzelnen Gipfel. Es ist die Denk- und Lebensweise einer Bruderschaft von Menschen, die wie wir ein gesteigertes Lebensgefühl auf den Höhen der Berge suchen. Gut Heil- Berg Heil! Walter Winkelmeier