Wer hätte das gedacht! Ende August stand der TSV 1860 Weißenburg mit null Punkten und 6:13 Toren aus fünf Spielen am Tabellenende der Fußball-Landesliga Nordost (Vorrundengruppe 2). Viele sahen den Neuling als Abstiegskandidat Nummer eins. Was dann folgte war nicht nur eine Aufholjagd, sonder auch eine „Sensation“, wie Trainer Markus Vierke findet. Aus den folgenden 13 Spielen holte der Aufsteiger 20 Punkte, avancierte zur zweitbesten Rückrundenmannschaft hinter „Halbzeitmeister“ TSV Kornburg und kletterte am letzten Spieltag des Jahres noch über den berühmten Strich. Eine echte Punktlandung!
Das bedeutete im neuen Modus Platz vier, die Qualifikation für die Meister-/Aufstiegsrunde und somit den vorzeitigen Klassenerhalt. Aufstieg und Ligaverbleib also innerhalb eines Kalenderjahres – das muss der jungen Weißenburger Mannschaft um Kapitän Jonas Ochsenkiel erstmal jemand nachmachen. Auch Roland Mayer, zusammen mit Jonas Herter Fußball-Spartenleiter beim TSV 1860, schwärmte vom „schnellsten Landesliga-Klassenerhalt“ aller Zeiten.
Insgesamt waren es rund vier Monate, in denen vom 23. Juli bis zum 20. November die 18 Spieltage ausgetragen wurden. Die Weißenburger fingen allerdings erst am 4. September durch ein 1:1 bei der SG Quelle Fürth mit dem punkten an. Insofern waren es gar nur elf Wochen, in denen die TSV-Jungs zum Klassenerhalt düsten. „Wir sind überglücklich, das ist wie ein Aufstieg“, stellte denn auch Trainer Vierke nach dem furiosen Abschluss gegen Großschwarzenlohe fest. Mit 5:0 gewann Weißenburg dieses „Endspiel“ um den heiß begehrten vierten Tabellenplatz.
Der neue Modus, der im Sommer durch ein knappes 11:8-Votum der Nordost-Landesliga-Vereine festgelegt wurde (der TSV 1860 stimmte damals für das herkömmliche Spielmodell), sieht nun eine Neueinteilung für die zweite Saisonhälfte im Frühjahr vor. In der Meister-/Aufstiegsrunde spielen die vier besten Mannschaften der Vorrundengruppen 1 und 2 sowie der bessere der beiden Tabellenfünften. Die weiteren zehn Teams der unteren Tabellenhälften werden in der Abstiegsrunde um den Klassenerhalt kämpfen.


Für die Aufstiegsrunde lässt sich schon mal die Tabelle errechnen. TSV-1860-Pressewart Dieter Siol hat sich die Arbeit gemacht, denn in die neue Skala werden nur diejenigen Ergebnisse eingerechnet, die aus den bisherigen direkten Vergleichen mit den anderen für die Aufstiegsrunde qualifizierten Teams stammen.
Nur noch ein Punkt am Konto
Bei Weißenburg sind das die Spiele gegen den TSV Kornburg, den SC 04 Schwabach und den TSV Buch. Der TSV 1860 kommt dabei nur auf einen Punkt (vom 1:1 in Schwabach) und 4:17 Tore. Gegen die genannten drei Teams muss Weißenburg nicht mehr antreten, vielmehr stehen im Frühjahr die Duelle mit den „Nord-Vereinen“ FC Herzogenaurach, TSV Neudrossenfeld, Jahn Forchheim, Vorwärts Röslau und FSV Stadeln im Terminplan. Dabei gibt es jeweils wieder Hin- und Rückspiel. Start soll am 19./20. März sein, letzter Spieltag am 21. Mai. Der Tabellenerste steigt auf, der Tabellenzweite geht in die Bayernliga-Relegation.
Der TSV 1860 startet als Schlusslicht der Aufstiegsrunde (siehe auch Tabelle rechts unten) und fängt praktisch wieder bei Null an. Die Weißenburger werden es verschmerzen können. Zum einen haben sie ihr großes Ziel, nämlich den Klassenerhalt, schon vorzeitig erreicht. Zum anderen haben sie nun die Möglichkeit, sich ohne Druck mit den Topteams zu messen und ihre junge Mannschaft weiterzuentwickeln.
Als Tabellenführer geht der Topfavorit TSV Kornburg in die Aufstiegsrunde, dahinter folgt die Phalanx aus dem Norden mit Herzogenaurach, Neudrossenfeld, Forchheim und Röslau. An siebter Stelle hat sich Stadeln eingereiht – ein alter Bekannter für Weißenburg aus der Relegation 2019. Jura-Nachbar Schwabach steht mit acht Punkten auf dem vorletzten Platz. Für die Abstiegsrunde kann derzeit noch keine gültige Start-Tabelle erstellt werden, weil in der Vorrundengruppe 1 noch zwei direkte Duelle offen sind und erst Anfang März nachgeholt werden sollen.
Interessant ist zur Winterpause der Blick auf den Weißenburger Saisonverlauf, den man in drei Teile aufgliedern kann: erst der Fehlstart mit den erwähnten fünf Niederlagen und einigem an Lehrgeld; dann die Phase, in der sich der Aufsteiger immer besser zurechtfand und eichhörnchenmäßig seine Punkte einsammelte; und dann schließlich der unwiderstehliche Endspurt mit drei Siegen gegen die direkten Konkurrenten Quelle Fürth, Schwaig und Großschwarzenlohe. Interessant ist aber auch der Blick auf die Bilanz in Form der Tabellen (links unten). Da lässt sich einiges ablesen: zum Beispiel der vorletzte Platz mit nur vier Punkten nach der Hinrunde; oder der zweite Rang in der Rückrunden-Tabelle hinter den Überfliegern aus Kornburg. Bemerkenswert ist auch der zweite Platz in der Fairnesstabelle – auch hier hinter Kornburg. Insgesamt sahen die Weißenburger nur 37 Gelbe, eine Gelb-Rote sowie eine Rote Karte.
Im Schnitt 254 Zuschauer
Und noch ein Aspekt: Zwölf von 20 Punkten hat der TSV 1860 zu Hause geholt. Während der Aufsteiger in der Auswärtstabelle ganz hinten steht, rangiert er in der Heimtabelle auf Position drei. Das dürfte nicht zuletzt auch an der guten Zuschauerunterstützung liegen. Zu den acht Heimspielen kamen insgesamt 2035 Besucher in den Dotlux-Fußballpark. Im Schnitt sind das 254 pro Partie und damit ein deutliches Plus gegenüber den Bezirksliga-Zeiten. Auch unter diesem Aspekt ist es erfreulich, dass jetzt schon feststeht: Der TSV 1860 wird auch in der Saison 2022/2023 in der Landesliga spielen. Der Aufstieg dorthin war „ein Erfolg, von dem wir schon lange geträumt haben“, hat Markus Vierke heuer einmal gesagt. Ein Traum, der auf jeden Fall weitergeht.

Aufstiegsrunde
1. TSV Kornburg 6 19:4 16
2. FC Herzogenaurach 8 17:9 15
3. TSV Neudrossenfeld 8 15:9 13
4. Jahn Forchheim 8 8:9 11
5. FC Vorwärts Röslau 8 7:11 10
6. TSV Nürnberg-Buch 6 11:15 9
7. FSV Stadeln 8 7:16 9
8. SC 04 Schwabach 6 11:9 8
9. TSV 1860 Weißenburg 6 4:17 1
Abstiegsrunde
Hier spielen die SG Quelle Fürth, Türk/Cagrispor Nürnberg, SC Großschwarzenlohe, SV Schwaig, BSC Woffenbach (alle aus der Vorrundengruppe 2), Kickers Selb, FC Eintracht Münchberg, FSV Erlangen-Bruck, ASV Vach und SV Mitterteich (alle Vorrundengruppe 1). Die Tabelle für die zweite Saisonhälfte ist noch nicht fix, weil noch Spiele der Vorrundengruppe 1 ausstehen und Anfang März nachgeholt werden sollen.