TSVWUG SC04 2021Fußball und Nostalgie – das lässt sich einfach nicht trennen. Gerade in Zeiten wie diesen, wenn etwas durchaus Historisches passiert. Nach fast drei Jahrzehnten ist der TSV 1860 Weißenburg in die Landesliga zurückgekehrt. Da fällt der Blick automatisch zurück auf die früheren Zeiten des damaligen TSV in dieser Verbandsliga. Sowohl von 1967 bis 1974 als auch in der Saison 1985/1986 sowie schließlich von 1989 bis 1993 spielte Weißenburg in der Landesliga Mitte und konnte dabei viele namhafte Gegner an der Jahnstraße begrüßen. Die Landesliga war damals noch viertklassig, durch diverse Reformen ist sie inzwischen „nur“ noch sechstklassig, doch der Name hat nach wie vor enorme Strahlkraft. Während die TSVler heuer als Meister der Bezirksliga Süd aufgestiegen sind, hatten sie es 1989 als Meister der damals frisch gegründeten Bezirksoberliga Mittelfranken geschafft. Etliche Spieler von der damaligen Aufstiegsmannschaft konnte der TSV 1860 nun auch zum Auftaktspiel der neuen Weißenburger Landesliga-Generation begrüßen – allen voran deren beliebten Erfolgstrainer Manfred Wilfling. Der Kipfenberger, der heuer seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, hat noch immer Kontakt zu etlichen Spielern von einst. Weißenburg war für ihn in vier Jahren eine ganz besondere Station. Nicht nur, dass Wilfling den TSV in die Landesliga führte. Nein, er konnte dort auch zweimal den Klassenerhalt feiern, ehe er sich verabschiedete und an Trainer Georg Laube aus Neumarkt übergab. Beim Eröffnungsspiel der Saison 2021/2022 in der Landesliga Nordost zwischen Weißenburg und dem SC 04 Schwabach begrüßte Moderator Alexander Höhn neben Wilfling auch Harald Fuchs, Franz Schärtel, Benno Schneider, Volker Rammler, Günther „Bimbo“ Meyer und Franz Wokon aus der Meisterelf von 1989 – nicht mehr an der Jahnstraße, sondern in der Rezataue, wo der TSV 1860 seit Längerem spielt und wo das Sportgelände seit Neuestem den Namen Dotlux-Fußballpark trägt.

„Die schönste Zeit im Leben“

Franz Wokon, damaliger Spieler mit heutigem Status „Vereinslegende“, ernannte Höhn flugs zum „Klassensprecher“ der Aufstiegs-Truppe von vor gut 30 Jahren. Wokon stand Rede und Antwort und stellte dabei heraus, dass der TSV „schon immer die Intention verfolgt hat, mit Spielern aus der eigenen Jugend auch im Herrenbereich Erfolg zu haben“. Das sei nun erneut gelungen und liege auch an den vielen „tollen Jugendtrainern“, wobei Wokon vor allem die Verdienste des verstorbenen „Tommy“ Schneider herausstellte. Die Generationen einst und heute seien schwer zu vergleichen. Der Fußball habe sich stark verändert, die Landesliga sei inzwischen nicht mehr die vierte, sondern die sechste Stufe. Wokon zollte dem heutigen Team große Anerkennung, lobte aber auch die Vorgänger von einst: „Ich glaube, wir haben auch keinen schlechten Fußball gespielt.“ Und damit hat er ganz gewiss recht: Die Weißenburger waren damals eine echte Nummer in Bayern, spielten vom Papier her auf dem gleichen Level wie heute der Regionalligist VfB Eichstätt. Vom Meisterteam von 1989 mit Tansel Akmestanli, Werner Rachinger, Benno Schneider, Günther „Bimbo“ Meyer, Harald Fuchs, Werner Buckel, Franz Wokon, Andreas Scoezs, Peter Schmidtlein, Dieter Weiß, Claus „Wasa“ Meyer, Franz Schärtel, Andreas Heid, Peter Kindler, Stefan Zäh und Volker Rammler kennt man heute noch praktisch alle Namen. Wenn Benno Schneider zurückdenkt, stellt er kurz und bündig fest: „Das war einfach die schönste Zeit im Leben.“
Der letzte Aufstieg ist immer noch irgendwie präsent – doch wie ging die Landesliga-Zeit damals eigentlich zu Ende? Es war in der Saison 1992/1993, an deren Beginn Günther Meyer Georg Laube als Trainer ablöste, den Abstieg allerdings nicht verhindern konnte. Personell hatte sich einiges verändert, und am vorletzten Spieltag standen die Weißenburger nach einer Niederlage beim FC Miltach als Absteiger fest.
Das letzte Heimspiel gegen den Mitabsteiger TSV Waldkirchen war dann zugleich das Abschiedsspiel für viele Jahre. Damals kamen Peter Stoll, Anton Hofmann, Gerd Deuter, Klaus Achtenberg, Thomas „Tommy“ Schneider, Norbert Schmidt, Franz Schärtel, Benno Schneider, Klaus Alder, Toni Hufmann, Reinhold Lüdke, Volker Rammler und Marc Jilge zum Einsatz.
Hufmann, der später auch Trainer in Weißenburg war, erzielte das 1:0. Nach dem Waldkirchener Ausgleich gelang Alder kurz vor Schluss noch der 2:1-Siegtreffer und damit das für lange Zeit letzte Landesliga-Tor der Weißenburger.
Nach der Rückkehr hat sich nun als Erster Ferat Nitaj mit einem Elfmeter zum 1:3-Endstand gegen Schwabach mit einem Tor verewigt. Schöne Geschichte am Rande: Jan Alder, der Sohn von Klaus Alder, stand letzten Freitag im Team der „Nullvierer“. Der Fußball schreibt halt einfach schöne Geschichten und liefert reichlich Stoff für Nostalgie.