„Youngster“ Anoirdin Amidou war der Mann des Tages beim 3:2-Heimsieg des TSV 1860 Weißenburg gegen Buch. Starke Leistung auch von Torwart Laub. Einen facettenreichen Freitagabend durften die rund 120 Zuschauer des Landesligaspiels zwischen dem TSV 1860 Weißenburg und dem TSV Buch erleben. Inklusive eines Startelfdebüts, das wohl nicht besser verlaufen kann, einem Assist-Sammler, einer „Krake“ auf dem Fußballplatz, einem Trainer mit Déjà-vu-Erlebnis – und aus Sicht des TSV 1860 das Wichtigste: einem 3:2(2:0)-Heimsieg.
Rückblick in den Oktober 2024: Die gut in die Saison gestarteten Weißenburger hingen gerade in einem auch verletzungsbedingten Formtief fest und empfingen die in der Regel sehr unangenehm zu bespielenden Bucher aus dem Nürnberger Knoblauchsland. Und waren nach einer 2:5-Heimniederlage auf dem C-Platz, wo das Spiel witterungsbedingt ausgetragen wurde, reichlich konsterniert.
Anfang August 2025 standen sich beide Mannschaften nach einem arg nassen Juli witterungsbedingt wieder auf dem C-Platz im Dotlux-Fußballpark gegenüber – und diesmal traten die Gäste reichlich konsterniert die Heimreise an. Zwar mussten sie erst spät den entscheidenden Gegentreffer zur 2:3-Niederlage einstecken, bleiben durch diesen aber auch nach vier Spieltagen noch sieglos im Tabellenkeller hängen und enttäuschten vor allem in der ersten Hälfte.
Was dem TSV 1860 und seinen Fans wiederum egal sein konnte, mit sieben Punkten aus vier Spielen ist die ziemlich umgebaute Weißenburger Mannschaft mit dem neuen Trainer Marco Fabritius nun besser in die neue Landesligasaison gestartet, als ihr mancher ob der vielen Abgänge wohl zugetraut haben mag. „Passt“, sagte dann auch ein zufriedener Trainer nach den 90 Minuten.
Und er freute sich mit einem, den man bis dato noch nicht wirklich auf dem Schirm haben konnte: Anoirdin Amidou, vor der Runde aus der Bayernliga-U19 der SpVgg Mögeldorf aus Nürnberg nach Weißenburg gewechselt, gab nach zwei Einwechslungen gegen Buckenhofen und bei Quelle Fürth sein Startelfdebüt – und erzielte gleich alle drei Treffer für sein neues Team. „Ich freu’ mich richtig für Anoirdin“, sagte dann auch sein Trainer über diesen perfekten Einstand.
Dabei ging es schon richtig gut los für die Gastgeber, die agil ins Geschehen starteten und gleich die ersten Möglichkeiten hatten. 20 Minuten dauerte es dennoch, ehe sie gegen behäbig wirkende Gäste erstmals trafen. Einer von mehreren Diagonalbällen fand Robin Renner auf der linken Außenbahn, der war nicht nur in dieser Szene zu schnell für seine Gegenspieler und passte auf Amidou, der sich nicht zweimal bitten ließ.
Einer ersten Bucher Halbchance durch einen Kopfball von Mettin Copier, den TSV-Schlussmann Maximilian Laub aber problemlos parierte, folgte das 2:0: Dabei unterlief ausgerechnet dem „ewigen Bucher“, Kapitän Stefan Fleischmann, ein Fehlpass, der wieder über Renner bei Amidou landete – und der 19-Jährige verwandelte auch diesmal bemerkenswert kaltschnäuzig (27.). Mit der verdienten 2:0-Führung ging es in die Kabinen.
Anderes Bild in Hälfte zwei
Heraus kam eine Bucher Mannschaft, die nun etwas energischer wirkte – und die Schützenhilfe von ihrem Gegner bekam. Einen folgenschweren Weißenburger Lapsus tief in der eigenen Hälfte nutzte der erst zur Pause eingewechselte Mohamed Mboup zum Anschlusstreffer (50.). „Ja“, sagte Marco Fabritius seufzend auf die Frage, ob er denn ein Déjà-vu-Erlebnis nach diesem Gegentreffer hatte, „wir haben wieder den Faden verloren.“ Am Freitag in der Woche zuvor hatten die Weißenburger bei Quelle Fürth ja ebenfalls mit 2:0 geführt, am Ende stand es 2:2.
Fortan war jedenfalls mehr Musik im Spiel. Aber, was seine Vorderleute in der Folge nicht mehr wegverteidigen konnten, das klärte TSV-1860-Schlussmann Max Laub. Zum Beispiel einen herrlichen Flugkopfball von Adrian Ell aus kurzer Distanz (53.), einen aus Torwart-Sicht „hinterfotzigen“ Freistoß von Jens Wartenfelser aus relativ spitzem Winkel aufs kurze Eck (71.) oder einen weiteren von Mboup um die Mauer gezirkelten Freistoß aus 18 Metern (86.). „Max war heute der Rückhalt, den wir gebraucht haben, er hat gezeigt, was für eine ‚Krake‘ er sein kann“, lobte sein Trainer Fabritius. Nur gegen Wartenfelser, der einen Ballverlust der Weißenburger schnell auszunutzen wusste, war Laub eine Viertelstunde vor dem Ende machtlos (74.).
Wieder schien den „Sechzigern“, die eigene Chancen nach Kontern vergaben, der Sieg also aus den Händen zu gleiten. Aber da war ja noch einer, genauer waren es wieder zwei: Nach 82 Minuten sahen Robin Renners Gegenspieler erneut nur dessen Rückennummer, Buchs Schlussmann Patrick Bogner blieb zwar zunächst Sieger, zum Abstauber war aber – natürlich – Amidou zur Stelle. Und als dann Schluss war, atmeten sie auf Weißenburger Seite kräftig durch und feierten ihren Dreifachtorschützen und einen starken Torhüter.
„Durch individuelle Fehler haben wir zwar den Gegner erst stark gemacht, dann hat die Mannschaft aber ihren Charakter gezeigt und in der Summe verdient gewonnen“, bilanzierte TSV-Trainer Marco Fabritius über einen Freitagabend, an dem zwar nicht alles perfekt war für die Weißenburger, aber, sagte Fabritius lächelnd, „wenn alles perfekt wäre, wäre es ja langweilig“. Und das war es gegen Buch wahrlich nicht.
TSV 1860 Weißenburg: Laub, Schmied, Amidou (87. Stengel), Jäger, Schneider, Meier, Renner (92. Böhm), Lazarevic, Leibhard, Morgenroth (71. Krach), Hohe.
TSV Buch: Bogner, Christoph Ell, Fleischmann, Nadrag (46. Mboup), Adrian Ell, Jessen (46. Stumf), Wagner, Riese (67. Nassam), Copier, Crooks, Wartenfelser.
Tore: 1:0, 2:0 Amidou (20., 27.), 2:1 Mboup (50.), 2:2 Wartenfelser (74.), 3:2 Amidou (82.); Schiedsrichter: Kevin Molnar (TSV Pfaffenberg); Zuschauer: 120.