Paechter2021Sportlich ging so gut wie nichts, finanziell schon: Das ist die Bilanz des TSV 1860 Weißenburg nach zwei von der Corona-Pandemie geprägten Vereinsjahren. Sportlich konnten nur die Fußballer mit dem Landesliga-Aufstieg glänzen, in allen anderen Sparten war seit Langem kein Wettkampfbetrieb möglich. Und auch die Großveranstaltungen wie der Altstadtlauf fielen ins Wasser, was dem Verein Einnahmen kostete. Ausgeglichen wurde dies durch die verdoppelte Vereinspauschale. Dieses deutliche Plus und drastisch gesunkene Ausgaben für den Sportbetrieb in den Sparten des TSV 1860 Weißenburg brachten dem größten Sportverein Weißenburgs ein Plus auf dem Konto. Thomas Strobl bedauerte als Vorsitzender dennoch, dass das vergangene Jahr in sportlicher Hinsicht für die meisten Sparten ein „verlorenes Jahr“ war. Nahezu den gesamten Zeitraum seit der letzten Mitgliederversammlung hatte das Coronavirus alle fest im Griff. Mit der Ausnahme der Fußballer konnte in keiner Sportart einem Wettkampfbetrieb nachgegangen werden. Strobl sprach der Fußball-Herrenmannschaft seine Glückwünsche zum Aufstieg aus und wünschte viel Erfolg in der Landesliga. Rechtzeitig zum Saisonstart präsentierte er auch die neuen Pächter des Sportheims im Dotlux-Fußballpark. Corona habe eine zeitnahe Wiedereröffnung nicht zugelassen. Seit etwa vier Wochen ist das Sportheim wieder regelmäßig geöffnet. Strobl wünschte den neuen Pächtern Stella Fakiri und Stavros Mandelas viel Erfolg und vor allem gute Umsätze. Er appellierte an die Mitglieder, das Angebot im Sportheim zu nutzen, zumal der Verein und der Wirt auch investiert hätten, um einen Vollbetrieb gewährleisten zu können.


Wie Strobl berichtete, wurde am A-Platz entlang ein Ballfangzaun errichtet. Zum einen gab es zuletzt immer größere Probleme mit Zuschauern, die sich der Zahlung des Eintrittsgeldes entziehen wollten, zum anderen wurde mit Fahrzeugen auf dem Spielfeld herumgefahren und teils enormer Schaden angerichtet. Mit Unterstützung einiger Sponsoren sei es gelungen, die Baukosten nahezu abzudecken.
Nachdem der Sportbetrieb seit März letzten Jahres nahezu komplett geruht hat, haben die Sparten den ganz überwiegenden Teil der ihnen zugewiesenen Mittel nicht ausgeben können. Von den vor einem Jahr beschlossenen Spartenetats von knapp 60 000 Euro wurden Strobl zufolge nicht einmal 25 Prozent ausgegeben. Auch heuer sehe es nicht viel anders aus. Im ersten Halbjahr fand nahezu kein Sportbetrieb statt, sodass für dieses Jahr wohl auch kein großartig anderes Ergebnis zu erwarten sei, so Strobl.
Es gab aber nicht nur Ausfälle auf der Ausgabenseite. Auch auf der Einnahmenseite sind dem Verein erhebliche Erträge entgangen. 2020 sind sowohl der Altstadtlauf als auch der Rats-Runners-Lauf ausgefallen. Beides spült dem Verein insgesamt rund 10 000 Euro in die Kasse, bemerkte Strobl. 2021 ist der Altstadtlauf auch wieder ausgefallen. Der Rats-Runners-Lauf findet dagegen nach aktueller Lage statt.
Dagegen gab es einen höheren Mittelzufluss. Für 2020 wie auch 2021 hat der Freistaat die Vereinspauschale verdoppelt. Dies hat im vergangenen Jahr mehr als 10 000 Euro plus gebracht und werde heuer einen ähnlichen Betrag ausmachen, schätzte der Vereinsvorsitzende. So könnten beide Jahre mit einem deutlichen Plus abgeschlossen werden.
Gleichwohl dürfe dies nicht dazu führen, in finanzieller Hinsicht zu überschwänglich in die Zukunft zu schauen. Die Einnahmen- und die Ausgabenseite werden, sobald die Pandemie überstanden ist, wieder auf die alten Werte zurückfallen. Und auch der Mitgliederschwund (minus 100 in diesem Jahr) müsse berücksichtigt werden. In der Mitgliedergewinnung sah Thomas Strobl daher nach wie vor dringenden Handlungsbedarf.
Dies sei auch erforderlich, wenn der TSV 1860 in Weißenburg weiter seinem Führungsanspruch gerecht werden wolle. Der TSV gestalte das Weißenburger Leben ja nicht nur durch Veranstaltungen wie den Altstadt- oder den Rats-Runners-Lauf, die unmittelbar auch Geld in die Kasse spülen, sondern er leiste sich auch den Luxus eines gesellschaftlichen Beitrags, der sich leider nicht komplett durch Spenden finanzieren lasse. Seit fast zwei Jahren habe der Verein keinen FSJler mehr, sondern ermögliche seiner Handballerin Laura Gabler das Duale Studium für Soziale Berufe in Nürnberg. Dabei werde eng mit der Zentralschule zusammengearbeitet. Seit Anfang Mai ist Gabler nun auch beim Kreisjugendring für das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zuständig und soll zusammen mit Schulen und Lehrkräften die Aktivitäten im Landkreis voranbringen.
Abschließend dankte er dem ausgeschiedenen Schriftführer Josef Meyer sowie den Vorstandsmitgliedern, den Spartenleitern und allen Helfern für die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit. Auch dankte er allen Werbepartnern und Gönnern.
Werner Fiegl legte in der Jahreshauptversammlung dann den Finanzbericht vor. Das Bilanzvermögen beläuft sich auf 623 000 Euro, wovon zwei Drittel auf die vereinseigenen Liegenschaften entfallen. Die Bankverbindlichkeiten sind Fiegl zufolge weiter rückläufig und betrugen zum Jahreswechsel nur noch knapp 60 000 Euro. In rund fünf Jahren werde der Verein schuldenfrei sein, so seine Einschätzung. Die Gewinn- und Verlustrechnung weist für 2020 einen erheblichen Gewinn aus. Etwas mehr als die Hälfte der Jahreseinnahmen, die sich auf knapp 250 000 Euro beliefen, resultierten aus den Mitgliedsbeiträgen. Fiegl dankte ausdrücklich den vielen Mitgliedern, die dem Verein die Treue gehalten haben.
Bei seinem Ausblick auf die Zukunft mahnte er an, dass sich der Verein Ziele für die Zukunft setzen müsse. Die Durchführung der Großveranstaltungen müsse zumindest die nächsten fünf Jahre gesichert sein. Außerdem müsse den Mitgliedern und Gönnern wieder mehr geboten werden. Da bei den Veranstaltungen die Einnahmenerzielung aufgrund steuerlicher Vorgaben begrenzt ist, müsse das Hauptaugenmerk auf die Mitgliedergewinnung gelegt werden.
Für 2022 forderte Fiegl einen Marketingplan, der über verschiedene und auch zeitlich klar definierte Maßnahmen umgesetzt werden müsse. Auch regte er an, über eine Geschäftsstelle mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter nachzudenken, bei dem neben dem operativen Tagesgeschäft die verschiedenen und teilweise bereits fremdvergebenen Tätigkeiten zentralisiert werden könnten.