Freitag, der 13.3.2020, war für uns alle ein einschneidender Tag. Nach Verkündung der Schulschließungen für mindestens fünf Wochen (inklusive der Osterferien) mussten auch die Sportvereine mit Einschnitten ihres Trainings rechnen. So traf es auch uns Sportakrobaten. Die erste Enttäuschung war die Absage des noch für den 14.3.2020 angesetzten Bayerischen Nachwuchsturnieres, dann die Einstellung des Trainingsbetriebes. Zumindest des gemeinsamen Trainings in der Halle! Die Köpfe der acht Trainer der Weißenburger Sportakrobaten rauchten: Wie kann man einen Trainingsbetrieb aufrechterhalten? Wie kann man das drohende Trainingsdefizit möglichst klein halten? Wie kann man sicherstellen, dass anstehende Wettkämpfe und Turniere als Trainingsziel erhalten bleiben? Schnell entstanden Ideen, die innerhalb weniger Tage umgesetzt wurden.

Hometraining und Kronen-Cup
Damit der Trainingsbetrieb nicht komplett ruht und sichergestellt wird, dass zumindest in Sachen Kraft, Dehnung und Koordination weiterhin trainiert werden kann, wurden vom Trainerteam in den ersten Tagen Trainingspläne für alle Sportler erstellt. Je nach der Alters- und Leistungsklasse haben alle Ober- und Unterfrauen spezifische Übungen, Anweisungen und Tipps zum Home-Training erhalten.

 

Die Trainingsergebnisse wurden den Trainern via Videos und Fotos übermittelt. Die heutigen Medien machen eine Kommunikation gut möglich. So wurde das eigene Zimmer, das Wohnzimmer, der Garten oder der Kurpark zum Trainingsgelände. Die Geschwister oder Eltern fungieren als Kamerafachleute und Motivationstrainer.
Aber das Partnertraining, für das unser Sport so charakteristisch ist, blieb uns erst einmal verwehrt. Doch auch hier nutzten wir die heutigen Möglichkeiten bestmöglich. Die Mädchen verabredeten sich für gemeinsame Online-Trainingseinheiten und nutzten beispielsweise Whatsapp-Videoanrufe, deren Zusammenschnitte die Trainer zur Analyse gesendet bekamen. Während die Unterfrauen beispielsweise Kraft- und Technikübungen mit Kettlebells oder Straps machten, turnten die Oberfrauen ihre Elemente aus diversen Handständen und Stützen auf den Handstandgeräten. Das Training lief also weiter und auch über Social Media wurden von Akrobaten aus aller Welt virtuelle Trainingsstunden abgehalten.
So hat auch unser Trainer Stiliyan Bozhinov‎ auf den Seiten des Bulgarischen und des Deutschen Sportakrobatik Verbandes einige Live-Trainingsstunden abgehalten, an dem unsere Sportlerinnen sich fleißig beteiligten.
Damit hatten wir einige Trainingsmöglichkeiten geschaffen. Nachdem aber neben dem Nachwuchsturnier dann auch noch die Bayerischen und Deutschen Meisterschaften auf unbestimmte Zeit verschoben wurden und letztendlich auch abgesagt werden mussten war die Enttäuschung natürlich groß. Die TSVler hatten sich seit Wochen und Monaten intensiv vorbereitet, um sich im Jahr 2020 bestmöglich bei Wettkämpfen präsentieren zu können.
Um die Motivation und den Wettkampfgeist der Sportlerinnen trotzdem zu erhalten, wurde kurzerhand eine vereinsinterne Challenge geboren: Der KronenCup!

Die Ober- und Unterfrauen der Leistungsklasse, sowie der Nachwuchs und der Breitensport erhielten unterschiedliche Aufgaben, die sie bis zum Ende jeder Woche erledigen und als Foto oder Video einer Jury aus Trainern übermitteln mussten. Woche für Woche werteten die Trainer allein für den KronenCup mehr als 200 Videos und Fotos aus. Alle Einsendungen wurden analysiert und bewertet. Natürlich erhielten die Sportler auch Rückmeldungen in Form von geschriebenen Nachrichten, Sprachnachrichten oder auch Videobotschaften. So blieb ein intensiver Kontakt und Austausch der Sportler und Trainer erhalten.

Erste Outdoor-Trainingseinheiten
Im Frühsommer durften wir uns über die ersten gemeinsamen Trainings freuen. In Kleingruppen von bis zu 5 Personen starteten wir mit unseren Formationen ein Outdoor-Training ohne Personenkontakt. Zwar waren wir hier noch weit entfernt von einem normalen Training, aber zumindest konnten sich die Sportler wieder persönlich treffen und zusammen an Kraft, Dehnung, Ausdauer, Individualelementen und Choreografien arbeiten.

Im Juni durften wir dann endlich wieder in die Halle. Zwar immer noch unter strengen Auflagen und Hygieneschutzmaßnahmen, aber es war wieder möglich, die Turnmatten und die Sprungbahn zu nutzen. Und auch das Partner-Training durfte wieder aufgenommen werden. Zu diesem Zeitpunkt stand noch im Raum, dass die Bayerischen Meisterschaften im Oktober 20 statt finden würden und auch das Herbst-Nachwuchsturnier sollte Ende Oktober hier in Weißenburg ausgetragen werden. Auch wenn wir alle so unserer Zweifel hatten, ob unter den strengen Auflagen ein Turnier überhaupt möglich sein würde, trainierten alle fleißig für den Fall der Fälle.

Aktionen 2020
In den Monaten von März bis November bot die Sparte Sportakrobatik viele „gemeinsame“ Aktionen an. Während des Lockdowns im April fand z. B. die sogenannte Klopapier-Challenge statt. Hier wurde ein buntes Video zusammengeschnitten, in dem Sportler wie Trainer in kreativer Form mit Klopapierrollen turnten und andere Vereine wurden nominiert, dies auch zu tun.
Dann gab es Ratespiele mit alten Fotos aus den aktiven Zeiten der Trainerinnen Bettina Börlein und Heike Hovanjec, für das Seniorenheim in Pleinfeld wurde gebastelt und gemalt, ein gemeinsames Musikvideo mit selbst erdachter Choreografie wurde zusammengeschnitten und im August entstanden beim „Sonnenuntergangs-Fotoshooting“ an der Wülzburg tolle Fotos. Einige davon wurden auch vom Deutschen Sportakrobatik Bund auf dessen Socialmedia-Seiten veröffentlicht und sind natürlich auch auf der Facebook- oder der Instagram-Seite der Sparte Sportakrobatik des TSV Weißenburg zu sehen.

Um das abgesagte und beliebte Freizeit- und Trainingscamp des Badenwürttembergischen Sportakrobatikverbands am Wagnershof zumindest in Teilen zu ersetzen, liefen in den Sommerferien neben auch weitere Freizeitangebote, wie z.B. ein Besuch des Waldklettergartens Pappenheim für die aktiven Kinder- und Jugendlichen.

Wiederaufnahme des Trainings für alle
Zu Beginn des neuen Schuljahres konnte im September 2020 auch das Anfängertraining mit rund 40 Jungakrobatinnen und -akrobaten wieder aufgenommen werden. Unter strengen Vorgaben und Hygienerichtlinien wurde ein Konzept erarbeitet, das es ermöglichte alle Sportler und Sportlerinnen zu verschiedenen Zeiten zu trainieren. Nicht sehr einfach, da ja maximal 15 Personen pro Hallenteil der Seeweiherhalle zugelassen waren. Aber die Absprachen innerhalb der einzelnen Sparten des TSV und mit anderen Vereinen liefen problemlos und so konnten im Herbst außer der Leistungsklasse auch alle Nachwuchssportler, die Fördergruppe und sogar die Kleinsten, unsere „Akromäuse“, das Training in der Halle wieder aufnehmen konnten. Zusätzlich gelang es den Trainern, in Treuchtlingen einen Spiegelraum zu mieten, in dem eine externe Balletttrainerin in Kleinstgruppen Unterricht für unsere Sportlerinnen geben konnte, um weiter an Ausstrahlung, Haltung und Ausführung zu arbeiten.

Zumindest bis November hielt wieder etwas Normalität Einzug in unser Training. Seitdem heißt es für alle wieder Home-Training in Online-Trainingsgruppen und arbeiten mit individuellen Trainingsplänen.

Landeskader 2021
Dass unsere Arbeit der letzten Jahre und auch während des Jahres 2020 nicht erfolglos blieb, zeigt die Kaderliste der Landestrainerinnen für 2021. Auf dieser stehen drei Formationen der Leistungsklasse und zwei Nachwuchsformationen.
Für diese Formationen gibt es Sonderregelungen. Um den Leistungsstand zu halten und zu verbessern dürfen diese laut der 11. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung (11. BayIfSMV) nämlich in ihren jeweiligen Formationen zusammen trainieren. Das heißt für unsere drei Damengruppen und zwei Damenpaare, dass sie das Privileg haben, die Halle weiterhin für ihr Partnertraining zu nutzen. Die 13 Sportlerinnen und ihre Trainer arbeiten hart daran, so den Anschluss an die Landesspitze nicht zu verlieren.

 

Trainerlizenz für zwei ehemalige Sportlerinnen

Jung-Trainerinnen:

links Elena Avgoustis, rechts Katrin Nehmeier

Aber nicht nur die Sportler haben in den letzten 12 Monaten an sich gearbeitet.
Auch zwei ehemalige Sportlerinnen, Katrin Nehmeier und Elena Avgoustis, bildeten sich weiter und absolvierten von Mai bis August die Ausbildung zur Trainerin/Trainer-"C" Leistungssport Sportakrobatik und schlossen diesen erfolgreich ab.
Katrin Nehmeier, ehemalige Sportlerin vom UfC Ellingen, wechselte über eine Trainingsgemeinschaft vor einigen Jahren zum TSV 1860 Weißenburg. Nach ihrer aktiven Laufbahn brachte sie sich engagiert als Übungsleiterin ein und absolvierte nun neben dem Studium die Trainerausbildung über den bayerischen Turnverband.
Elena Avgoustis, die ihre Sportakrobatik-Karriere beim TSV begann und zwei Jahre ihrer aktiven Laufbahn auch beim TSV Friedberg bestritt, trainiert bereits seit einem Jahr erfolgreich die Podestturnerinnen beim TSV 1860 Weißenburg.
Aufgrund der Pandemie musste die Ausbildung zum Trainer “C” anders als gewohnt stattfinden. So wurde der Theorieteil an zwei Wochenenden online übermittelt. Die Lerninhalte waren weitreichend: von der Geschichte der Sportakrobatik, über die Grundbegriffe der Sportakrobatik, dem Planen einer Trainingseinheit, die Vertiefung sämtlicher nationaler und internationaler Regelwerke, bis zum sportartübergreifenden Mental-Coaching wurden die Trainerschein-Anwärter geschult.
Mitte des Jahres war glücklicherweise dann auch die Durchführung der drei Praxisteile in Kleingruppen möglich. Vorübungen und Durchführung individueller Bodenelemente, das schrittweise Erarbeiten von Partner-Elementen und das Trainieren und Sichern an der Longe wurden hier unter Anderem vermittelt.
Der BTV konnte für die Ausbildung der Jung-Trainer- und Trainerinnen verschiedene Referenten und Referentinnen mit internationaler Erfahrung aus ganz Deutschland und der Schweiz gewinnen. Auch Betti Börlein vom TSV 1860 Weißenburg befand sich unter den Ausbildern.
Am Ende der fünf Ausbildungs-Wochenenden mussten die Teilnehmer eine schriftliche und eine praktische Prüfung ablegen, die Elena Avgoustis und Kaddi Nehmeier mit Bravour bestanden.
Herzlichen Glückwunsch!

DANKE

Ein dickes DANKE geht an dieser Stelle an
… die Trainer unserer Sparte, die sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um die Sportakrobatik auch in diesen seltsamen Zeiten am Leben zu erhalten.
… unsere Sponsoren, die uns weiterhin tatkräftig unterstützen, wo es nur möglich ist.
… den TSV 1860 Weißenburg für die Unterstützung und die T-Shirts, die an alle Aktiven des Vereins verteilt wurden.
… die Sportler, Sportlerinnen und Eltern, die uns nach wie vor die Stange halten.