Normalerweise steckt die Fußballsaison im Monat Mai in der heißen und entscheidenden Phase. Doch heuer ist aufgrund der Corona-Krise alles anders. Und so entsteht die durchaus kuriose Situation, dass der TSV 1860 Weißenburg just inmitten des sogenannten Wonnemonats das gemeinschaftliche Training wiederaufnimmt. Und zwar am heutigen Mittwochabend. Start ist mit der ersten Herrenmannschaft und deren erster „Corona-Einheit“ unter ganz speziellen Bedingungen. In den kommenden Tagen sollen dann die Herren II sowie die acht Jugendteams von der U12 bis zur U19 folgen und ebenfalls auf die Plätze im Sportpark Rezataue zurückkehren. Die Kleinfeldteams der U11 und jünger sollen nach Pfingsten, also Anfang Juni, zum Zug kommen. Die entsprechende Platzbelegung und die Trainingszeiten werden durch Klaus Karl koordiniert. Aus Sicht der Trainer sowie der Fußball-Spartenleitung um Jonas Herter und Roland Mayer geht es zunächst darum, in den nächsten Tagen Erfahrungen zu sammeln und die Trainingsbedingungen unter Corona-Auflagen zu testen. Jedes Team ab der U12 und älter soll bis Pfingsten zumindest einmal am Platz stehen und in den vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) vorgegebenen Kleingruppen trainieren.


Am Freitag, 29. Mai, wollen die Verantwortlichen dann online ihre Erfahrungen austauschen und letztlich auch entscheiden, ob es Sinn macht, die Trainingseinheiten fortzuführen. Immerhin soll der Spielbetrieb der Herren ja frühestens ab 1. September aufgenommen und die Saison 2019/2020 zu Ende geführt werden, bei der Jugend ist noch offen, wie es läuft und ob die aktuelle Runde möglicherweise abgebrochen wird. „Klar ist, dass es in diesen Einheiten nicht um große Trainingsinhalte gehen kann. Uns ist es aber wichtig, dass die Spieler und Mannschaften endlich wieder zusammenkommen“, unterstreicht Roland Mayer. Wie berichtet, war nicht nur der Spiel-, sondern auch der Trainingsbetrieb in den bayerischen Vereinen ab Mitte März untersagt worden. Seit dem 11. Mai gelten nun Lockerungen, die Mannschaftstraining mit Einschränkungen wieder zulassen.
So gilt es auf Abstand und Hygienemaßnahmen ebenso zu achten wie auf Kleingruppen mit maximal fünf Personen (inklusive Trainer oder Betreuer). Im Höchstfall dürfen sich vier dieser Kleingruppen gleichzeitig auf einem Sportplatz aufhalten und üben. Für jede Fünfer-Gruppe gibt es eine Corona-Checkliste, in der die einzelnen Spieler aufgeführt werden müssen, um später etwaige Infektionsketten nachvollziehen zu können. Erlaubt sind Übungsformen ohne Gegenspieler (zum Beispiel Torschuss oder Passspiel); nicht erlaubt sind Zweikämpfe oder das klassische Abschlussmatch, das in normalen Zeiten am Ende des Trainings (fast) immer dazu gehört.
Für die Trainer sind die Auflagen eine ziemliche Herausforderung. „Das ist alles schon sehr komplex“, sagt denn auch Markus Vierke, der Trainer der Weißenburger Bezirksliga-Mannschaft. Aus seiner Sicht sind es natürlich keine optimalen Bedingungen, „aber es ist auf jeden Fall besser, als das, was bisher möglich war“. Zuletzt gab es nur individuelles Training, jetzt ist Vierke froh, dass die Mannschaften sich wieder treffen können – wenn auch mit Abstand.
Vorab hat der TSV 1860 seinen Trainern und Betreuern Informationen über den Aufbau des Trainingsplatzes (sogar die Standorte für die Trinkflaschen sind vom Verband vorgeschrieben), die Teilnehmerlisten, in denen die Spieler einzutragen sind, und auch Beispielübungen vonseiten des BFV zur Verfügung gestellt. Die Spartenleitung, die zugleich die Rolle des vom BFV geforderten Corona-Beauftragten in jedem Verein übernommen hat, hat zudem Leitlinien herausgegeben.
Ab sofort gelten beim TSV 1860 unter anderem folgende Regeln: Sämtliche Spieler und Eltern sind vor dem Training über die aktuelle Situation und den organisatorischen Ablauf aufzuklären. Zudem sollen die Kleingruppen frühzeitig festgelegt werden.
Wer bereits leichte Krankheitssymptome aufweist oder sich nicht gänzlich fit fühlt, soll im Zweifel vorsichtshalber zu Hause bleiben beziehungsweise einen Arzt aufsuchen. Die Spieler werden vom Trainer auf Symptome und das Wohlbefinden zu Trainingsbeginn abgefragt. Die Spieler kommen umgezogen und nicht in Fahrgemeinschaften zum Training. Eine Nutzung von Umkleide- und Duschräumen ist verboten/nicht möglich. Auch das WC ist nur im absoluten Notfall zu benutzen (Schlüssel beim Trainer).
Klar geregelt ist in dem Leitfaden auch, wer wo parken darf. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die sonst üblichen Begrüßungsrituale (Handschlag/Umarmungen) zu unterlassen sind, dass die Spieler ihre eigene Trinkflasche mitbringen müssen und Gruppenbildungen bei Trinkpausen vermeiden sollen.
Im Detail kommen noch etliche weitere Auflagen (beispielsweise in Sachen Desinfektion von Trainingsgeräten) dazu, wobei der TSV 1860 Weißenburg vor allem auf den „gesunden Menschenverstand“ und den „verantwortungsvollen Umgang“ seiner Aktiven setzt. Trainer Markus Vierke hofft, dass alle Beteiligten nach der langen Zwangspause und angesichts der Einschränkungen trotz allem wieder „Spaß am Fußball“ haben.