„Der Traum vom Aufstieg ging in Erfüllung“ – so lautete vor 30 Jahren die Schlagzeile im Sportteil des Weißenburger Tagblatts. Genauer gesagt war es ein Wiederaufstieg, denn die Nachwuchs-Fußballer des damaligen TSV Weißenburg schafften als Mittelfränkischer Meister die Rückkehr in die A-Jugend-Bayernliga, die damals im Nachwuchsbereich die höchste Spielklasse darstellte und Partien gegen den 1. FC Nürnberg und Co. bescherte. Wie außergewöhnlich der Erfolg und die Mannschaft von damals waren, zeigte sich jetzt beim Fußball-Klassentreffen drei Jahrzehnte später: (Fast) alle Spieler aus dem damaligen Kader kamen zur Feier des 30-jährigen Aufstiegsjubiläums ins Weißenburger Restaurant „La Fattoria“, sprachen über alte Zeiten und den aktuellen Fußball, dem viele Akteure der einstigen Aufstiegself nach wie vor eng verbunden sind. Allen voran waren Erfolgstrainer Gerhard Wieland und Jugendleiter Wolfgang Gericke dabei und feierten ein lustiges Wiedersehen: „Welche Position hast Du damals gespielt?“, fragte „Gecks“ den früheren Coach, den er im Gegensatz zu allen Spielern nicht gleich auf Anhieb einordnen konnte. Wieland nahm die Vorlage gerne auf und stellte sich als „Linksaußen“ vor. Nach einigem Schmunzeln und Gelächter löste sich die Personalie schließlich auf. Sie zeigte letztlich, wie fit der heute 66 Jahre alte Aufstiegstrainer noch immer aussieht und dass er sich nicht hinter seinen fast 20 Jahre jüngeren Spielern zu verstecken braucht . . .


Die Stimmung bei dem Treffen war jedenfalls bestens – nicht zuletzt auch beim Fototermin, als die Erfolgstruppe die gleiche Aufstellung einnahm wie auf dem 30 Jahre alten und auch ein wenig unscharfen Mannschaftsfoto. Klar, dass da vor allem über die damals noch reichlich vorhandene – inzwischen aber bei einigen fehlende Haarpracht – geflachst wurde.
Wülzburger gegen Pumas
Natürlich wurden an dem Abend auch viele Erinnerungen an das Bezirksfinale 1988 wach: Weißenburg ge¬gen Herzogenaurach, die Wülzburger gegen die Pumas, aus deren Reihen wenige Jahre zuvor Lothar Matthäus hervorgegangen war. Der TSV war als Meister der Bezirksliga Süd (63:12 Tore, 35:5 Punkte) ins mittelfränkische Endspiel gekommen, der FC als bestes Team der Nord-Gruppe. Beide muss¬ten nun den Titel und den Bayernliga-Aufstieg unter sich ausmachen. Gespielt wurde auf dem neutralen Platz von Nürnberg Süd, 250 Zuschauer waren vor Ort und sahen einen letztlich verdienten Erfolg des Süd-Champions.
Schon nach zwölf Minuten brachte Torjäger Werner Rachinger aus Bieswang (insgesamt 17 Saisontreffer) die Weißenburger mit 1:0 in Führung. Nach der Pause sorgte Karl „Kalle“ Meyer aus Nennslingen in der 66. Minute für das vorentscheidende 2:0. Dabei blieb es, weil die Abwehr um Libero Jörg Apitius (aus Stirn) bestens stand und alle kämpferisch ans Limit gingen. Nach dem Abpfiff – in der A-Jugend ging ein Match seinerzeit noch über 80 Minuten – stürmten Trainer, Betreuer und Fans des TSV auf den Platz. Spieler und Anhang lagen sich in den Armen, die ersten Sektkorken knallten (die heutzutage obligatorischen Bierduschen fehlten noch). Zum Abschluss einer erfolgreichen Saison 1987/1988 durfte schließlich Tansel Akmestanli (14 Treffer) als Kapitän den Meisterwimpel aus den Händen des damaligen Bezirksjugendleiters Fritz Költsch in Empfang nehmen. Die Weißenburger hatten zuvor schon längere Zeit von 1975 bis 1984 in der Bayernliga Nord gespielt. Ein Jahr nach dem Abstieg übernahm Gerhard Wieland das Kommando. Am Ende der Saison 1986/1987 hatten der Heidecker und seine Jungs den Bezirksliga-Titel noch knapp verfehlt, im darauffolgenden Jahr klappte es dann jedoch. Bis 1990 blieben die Weißenburger oben, später folgte nur noch ein einjähriges Bayernliga-Intermezzo (2002/2003).
„Verschworene Gemeinschaft“
Gerhard Wieland erhielt jetzt von Wolfgang Gericke eine Erinnerungsplakette für seine Zeit als A-Jugend-Trainer beim TSV Weißenburg (1985 bis 1989) – eine Geste, über die sich Wieland sichtlich freute. Schon vor 30 Jahren hatte der Trainer klar festgestellt: „Ohne Wolfgang Gericke würde es den TSV in dieser erfolgreichen Art nicht geben.“ Wieland schwärmte damals auch vom „guten Zusammenhalt, der guten Moral, einer starken Kondition und der Ausgeglichenheit“ seiner Mannschaft, die der Coach schlichtweg als „eine verschworene Gemeinschaft“ bezeichnete.
Und das merkt man auch heute noch: Der Aufstieg und die Bayernliga-Zeiten haben bei den Kickern aus den Geburtsjahrgängen 1969 bis 1971 für eine stete Verbundenheit gesorgt. Teilweise herrscht immer noch reger Kontakt. Viele sind dem TSV als Spieler treu geblieben und waren bei den Herren in der Landesliga am Ball. Manche sind zu anderen Vereinen gewechselt (oder zurückgekehrt) und ha¬ben dort einiges bewegt. Inzwischen spielen von einigen die Söhne und Töchter.
Etliche schlüpften später in die Trainerrolle und haben sie bis heute behalten, wie etwa Torhüter Udo Janocha (derzeit Gnotzheim), Stefan Oberhuber (Kattenhochstatt) oder Thomas Schneider (TSV 1860 Weißenburg U17 und zuletzt auch U23). Lothar Satzinger führte den SSV Oberhochstatt als Spielertrainer nach oben, Stefan Zäh wurde einer der erfolgreichsten Extremläufer der gesamten Region.
Vor 30 Jahren zählte für alle ganz besonders die Zeit als junge Fußballspieler, die sich und ihrem Verein einen Traum erfüllten – den Traum vom Aufstieg in die Bayernliga!