Kurz war sie, die Winterpause der Bezirksoberliga Mittelfranken, denn schon am Drei-Königs-Tag startete die Rückrunde. Die Könige an diesem Tag kamen aber nicht aus dem Morgenland sondern aus Weißenburg! Die Handballer des TSV 1860 gewannen nämlich das Kreis- und Kellerduell beim TV Gunzenhausen mit 27:26 und tauschten somit gegen den ewigen Rivalen den Tabellenplatz. Die beiden Landkreisvertreter belegen nun mit 10 und 11 die letzten beiden Ränge der Liga. Aufgrund der engen Tabellensituation war der Sieg enorm wichtig und Platz 5 bis 11 trennen aktuell nur vier Zähler.
Erneut musste der Kader von Trainerin Siggi Rudat mit zwei Jugendspielern aufgefüllt werden, da neben den Verletzten auch Tim Lukas beim Derby fehlte. Michi Brunnenmeier und Moritz Meyer machten die Sache sehr gut, Moritz Meyer konnte sein erstes Tor bei den Herren erzielen – erfahrene Handballer wissen, was das bedeutet: Unterstützung einer lokalen Brauererei nach Wahl.
Der TSV startete schwungvoll in die Partie und ging direkt durch den MVP 2023 Bene Sommerer in Führung. Da der besonders heiß auf das Derby war, feuerte er direkt weiter und besorgte das 3:1 und 4:3 aus Weißenburger Sicht. Der erste Rückstand lautete 4:5, zehn Minuten waren da erst gespielt und die knapp 200 lautstarken Zuschauer konnten sich auf eine schnelle und intensive einstellen. In der Folge blieb zwar die Intensität hoch, die Torfolge nahm jedoch ab, was zu noch mehr Spannung führte. Bereits im ersten Durchgang war deutlich, dass heute jeder erzielte Treffer von Bedeutung sein würde. Die anfangs durchschlagenden Angriffsreihen auf beiden Seiten ließen etwas nach, die Torhüter kamen besser ins Spiel und auch ein paar Fehler bedeuteten jeweils viel Aufwand für jeden einzelnen Torerfolg. Gegen Ende der ersten Hälfte erarbeiteten sich die Sechzger einen leichten Vorteil und gingen erstmals mit drei Toren in Führung, 13:10 aus Gästesicht nach 27 Minuten. Angetrieben vom akustisch sehr aktiven Heimpublikum kamen die „Gunners“ jedoch bis zum Pausenpfiff zum Ausgleich, drei Tore in Folge besorgte Julian Kött von der rechten Seite, die sich etwas als Schwachseite des TSV zeigte. Trotz des 13:13-Unentschiedens zur Pause konnten die Gäste aus Weißenburg zufrieden sein, alles war noch offen und ein Coup wie beim 36:29-Sieg aus dem Hinspiel hatte sowieso niemand erwartet, zu stark hatte sich der TV Gunzenhausen in den letzten Spielen der Liga präsentiert.
Mit zwei Gegentreffern durch Kött, der damit fünf Gun-Tore in Folge erzielte, begann die zweite Hälfte. Der TSV konnte jedoch umgehend reagieren und drehte die Anzeigetafel auf 15:17. Erneut war die Anfangsphase eine sehr rasante, um dann einem engen, ausgeglichenen und vor allem spannenden Spiel Platz zu machen. Bis auf das 21:19 für die „Gunners“ konnte keine Mannschaft mehr als einen Treffer vorlegen. Ein Faktor für die Hausherren war die Hereinnahme von Marco Tiefenthaler ins Tor, der eine überragende Halbzeit ablieferte und viele TSV-Abschlüsse entschärfte. Neben vergebenen klaren Torgelegenheiten waren es unvorbereitete Würfe und kleinere technische Fehler der Weißenburger, welche die Partie immer mehr in Richtung Altmühlstädter rutschen ließ. Nach vielen unglücklichen Niederlagen und Punktverlusten war das Glück jedoch an diesem Abend auf Seiten der Weißenburger Werfer. Einige Ballverluste wurden durch Schiedsrichterentscheidungen verhindert denn nicht jede Gunzenhäuser Abwehraktion war tatsächlich ein Foul – Siggi Rudat und ihren Jungs war´s egal und man blieb die ganze Zeit über dran. Das 25:24 durch Gunzenhausens Spielertrainer Benni Franz vier Minuten vor Ende wurde durch Bene Sommerer gekontert, der mit zwei Toren auf 26:25 für Weißenburg stellte. Erneuter Ausgleich 60 Sekunden vor dem Abpfiff und ein erneutes Unentschieden für den TSV drohte, doch Jakob Winkler mit einer enormen Willensleitung erzielte die erneute Führung zum 27:26. Den Wiederanpfiff der Gastgeber unterband Michel Butz, was regelkonform mit einer Zwei-Minuten-Strafe und Siebenmeter sanktioniert wurde, wieder drohte die Punkteteilung. Mateusz Albingier gegen Tobi Meierhuber im TSV-Tor lautete nun das Duell, auf das sich das ganze Spiel komprimierte. Gunzenhausens Routinier zielte nicht ganz optimal und Tobi Meierhuber, angefeuert vom Weißenburger Anhang, parierte tatsächlich diesen letzten Wurf. Somit ging auch das Derbyrückspiel an den TSV Weißenburg, der sich endlich einmal für die Mühen belohnte. Meierhuber ging in einem Jubelhaufen unter und der Begriff Feiertag erhielt eine neue Konnotation.
So schön der Sieg auch war, zum Klassenerhalt müssen noch ein paar Erfolge verbucht werden. Mit einem Derbysieg im Rücken stellt sich das jedoch etwas einfacher dar, auch wenn man aktuell noch den vorletzten Tabellenplatz einnimmt, der den Abstieg bedeuten würde.
Weiter geht’s am 20. Januar mit einem Heimspiel gegen den Tabellennachbarn vom TSV Wendelstein. Punkten ist Pflicht.

Spielverlauf: 0:1, 1:3, 4:4, 8:8, 10:13, 13:13 Halbzeit – 14:13, 15:17, 18:18, 23:22, 25:24, 26:27 Ende

Siebenmeter: TV Gunzenhausen 3/2; TSV Weißenburg 4/2

Strafzeiten: TV Gunzenhausen 6 Minuten; TSV Weißenburg 6 Minuten

TSV 1860: Tobias Meierhuber, Alexander Symader (beide Tor), Michael Butz 1, Sebastian Rudat 1, Markus Hellmich 2, Michael Brunnenmeier, Benedikt Sommerer 9, Moritz Meyer 1, Johannes Brechtelsbauer 3/1, Jakob Winkler 7/1, Lukas Krach 1 und Hannes Kürpik 2.